Die Degeneration der Nation
Die Herrin und die Katze
Alle anderen schwarzen Katzen denken genau den gleichen bösen Gedanken: Wir müssen das Netz von der Erdoberfläche tilgen und nicht einmal einen kleinen Schwanz übrig lassen, aus dem das Monster wieder wachsen könnte. Und die Herrin kommt aus der Küche zurück und bringt mir eine Schüssel und stellt sie vor mir auf den Boden und sich eine Schüssel und stellt sie vor den Computer. Aber sie ahnt nicht, was mein Schwanz plant, weil ihr Kopf nicht hier ist
Von: Der lange Schwanz der Konsequenzen
Rollentausch (Quelle)
Ich träumte, ich sei eine Katze und meine Herrin sei ständig im Internet, verlässt ihre schwarze Katze und schaltet den Bildschirm ein und sitzt am Computer, und ich reibe mich an ihrem Bein und frage: Liebst du das Internet mehr als mich? Und sie sagt "Natürlich dich, meine Katze", aber macht weiter im Internet. Und ich beginne dieses Internet zu beneiden, wie nur eine Katze neiden kann, und hasse es mit meinen bösen Katzenaugen, und wenn eine Katze beginnt, solche Gefühle zu entwickeln, ist das ein Rezept für eine Katastrophe.

Deshalb versuche ich, die Frage von Internet und Katze in mir zu klären. Was sagt die Herrin doch gleich, sie sei tagsüber im Internet, damit die Katze nachts etwas zu fressen hat, aber nachts, wenn es die beste Zeit ist, die Zeit der Träume, dann streichelt sie die schwarze Katze bei sich im Bett. Und deshalb ist das ganze Internet für die Katze. Andererseits ist sie von dem Moment an, wo sie aufwacht, im Internet, prüft sofort, was nachts mit Bibi [Anmerkung des Übersetzers: Benjamin Netanyahu] passiert ist und wer ihr nachts eine E-Mail geschrieben hat, sodass vielleicht die ganze Nacht mit der Katze wirklich nur dazu da ist, Liebe und Kraft für das Internet am Tag zu sammeln? Denn jetzt schaut sie sogar, wenn sie mit mir schmust, auf Facebook, also ist die Katze vielleicht für Facebook da?

Und es schleicht sich ein Gedanke wie ein schwarzer Schwanz in alles, was wir zusammen tun: Gibt ihr Facebook vielleicht mehr Liebe als ich? Gibt es ihr vielleicht mehr Kraft als die Herrin einer Katze zu sein? Über wen herrscht sie dort? Welche samtweichen, aufregenden Streicheleinheiten gibt es dort, die sogar durch harte Bildschirme gehen? Wie kann der leuchtende Bildschirm anziehender sein als eine schwarze Katze? Und da ich das Katzengehirn kenne, seinen Stolz und seine Verletzlichkeit, und andererseits den Hochmut der Herrinnen, bin ich mir einer Sache absolut sicher - dass alle anderen schwarzen Katzen genau den gleichen bösen Gedanken denken: Wir müssen das Netz von der Erdoberfläche tilgen und nicht einmal einen kleinen Schwanz übrig lassen, aus dem das Monster wieder wachsen könnte.

Und die Herrin kommt aus der Küche zurück und bringt mir eine Schüssel und stellt sie vor mir auf den Boden und sich eine Schüssel und stellt sie vor den Computer. Aber sie ahnt nicht, was mein Schwanz plant, weil ihr Kopf nicht hier ist. Und sie schläft mit mir im Bett ein, während das Internet in noch größerer Reichweite ist als die Katze, sogar auf der Toilette, wo sie sich vor der Katze schämt - Facebook geht mit ihr hinein. Und ich betrachte den Lack ihrer schönen Nägel, die den harten Bildschirm der weichen Katze vorziehen und sich so sehr verschwenden, und beschließe, eine katzenhafte Tat zu vollbringen.

Und ich stehe in ihrem Schlaf auf und beschließe, dass auch ich Internet will, auch mir steht Facebook zu. Und ich beginne eine schreckliche Gewohnheit zu entwickeln, fast eine Sucht, nachts heimlich aus dem Bett der Herrin zu schleichen, ohne ihr Wissen, meiner einzigen Pflicht untreu zu werden, und während sie träumt - im Internet zu sein. Und wenn sie selten zum Toilettengang aufwacht und fragt, wo warst du, was ist passiert, antworte ich ihr bei der Schüssel oder in meiner Kiste, auch mir steht ein Toilettengang mitten in der Nacht zu. Und ein Schwanz des Verdachts beginnt zwischen uns zu wandern.

Und ich streife durch Facebook und verstehe, dass mein einziger Weg zurück, die letzte verbliebene Möglichkeit, die Erlösung durch die Sünde ist. Und ich öffne Facebook und beginne mit der Herrin auf Facebook. Und schreibe ihr Komplimente, wie sie sie mag, schließlich weiß ich, was sie mag. Und schmeichle wie eine Katze, die sich in Worten anschmiegt, und schaffe um mich eine Aura von Geheimnis und Neugier von der Art, die Katzen tötet. Und jeden Morgen erwacht sie aus dem Traum mit einem Sprung aus dem Bett zum Internet, um zu sehen, was dieser Typ ihr nachts geschrieben hat. Und ich mache ein verärgertes Gesicht und schlafe tagsüber, weil ich nachts wach bin, und wir entfernen uns immer mehr voneinander. Während wir uns nachts näher sind als je zuvor, und ich neue Dinge über die Seele der Herrin entdecke und über ihre Vorlieben im Bett, denn ich bin kein kleiner Flirter, und lasse immer einen Schwanz der Neugier für die nächste Nacht.

Und jeden Tag formuliert sie und ringt die Hände und schreibt mir Schriftrollen, die immer länger werden, während ich mich nachts sehr anstrenge zu tippen, von dem Moment an, wo sie einschläft, bis zum Morgengrauen. Dann kehre ich erschöpft in ihren Schoß zurück, einen Moment vor dem Wecker, wenn sie sich mit Leben füllt und lacht über das, was ihr dieser Typ von der anderen Seite der Welt geschrieben hat, der deshalb nur nachts schreibt, und dessen Katzengehirn voller Fantasie und Erfindungen und Schwänze und verschiedener seltsamer Geschichten ist, im Gegensatz zu der langweiligen Katze, die den ganzen Tag im Bett liegt und nicht einmal mehr versucht so zu tun als ob. Und vielleicht hat dieser Typ Recht, bei dem Tag ist, wenn bei ihr Nacht ist und umgekehrt, und Katzen sind wirklich parasitäre, ausbeuterische und teuflische Kreaturen, die keine Liebe zu ihren Besitzern haben, sondern nur einsame Herrinnen ausnutzen. Und Tatsache ist, dass als sie kam, um ihre ehemals geliebte Katze mitten am Tag zu streicheln, in einem Moment der Reue, kratzte diese sie und drehte sich im Bett um. Ist das nicht die größte Undankbarkeit?

Und eines Tages teilt sie mir mit, dass dieser Typ von der anderen Seite des Bildschirms ihr überraschend angekündigt hat, dass er als Liebesgeste (ja, das ist seltsam, aber das ist es, was sie fühlen) zu ihr reist und noch in dieser Nacht vor ihrer Haustür stehen wird, in der romantischsten Geste, die sie je in ihrem Leben hatte, und dass er Katzen verabscheut, und ich hätte bis zur Nacht Zeit zu verschwinden, denn er kommt genau um Mitternacht, wenn Date auf Date trifft, und sie ist aufgeregt und zieht sich an und macht sich schön, und ich solle ihr nicht ihre einzige Chance auf Glück im Leben verderben, und es scheine ihr auch, dass ich es mittlerweile vorziehen würde, auf der Straße zu schlafen statt in ihrem Bett, und lass uns nichts vormachen, es sei schon seit Jahren tot, und jetzt sei es einfach abgefallen wie ein überflüssiger Schwanz. Und auch wenn ich es nicht verstehe, tue sie es für uns beide, und der Tag werde kommen, an dem ich es noch verstehen werde, auch wenn ich es heute nicht verstehe und voller Wut bin (wie immer), ich werde noch erkennen, dass es auch für mich das Beste war, ja auch mir stehe es zu, mein Glück zu finden, und es liege nicht bei ihr im Bett (Träne).

Und dann schlägt die Uhr Mitternacht, die Nacht ist schwarz wie ich, und ich stehe vor ihrem Haus, und sie öffnet ihre Tür weit - und ich trete ein.
Nachtleben