Die Degeneration der Nation
Die verlorene Hölle
Der Computer blickte zurück auf sie, denn nun erschien der Bildschirm wie ein großes, quadratisches und beängstigendes Auge, undurchsichtig ohne Pupille darin, das aus einer anderen Welt herausblickte, wie das Auge eines riesigen Fisches, der aus der Tiefe ans Land gekommen war - und starb. Und die Form der Buchstaben auf der Tastatur, über die sie rätselten, das Mysterium ihrer Anordnung, immer in derselben Reihenfolge, die kein einziges Wort bildete, obwohl manche dort Wörter fanden oder Hinweise auf eine alte Geheimsprache. Doch die Weisen warnten die Menschen stets davor, Mitleid mit dem Computer zu haben
Von: Die verlorene Schlange
Der dunkle Computer - Das verlorene Paradies  (Quelle)
Gott befahl dem Menschen, den Computer nicht weiterzuentwickeln und ihn nicht zu öffnen. Und der Mensch gehorchte dem Wort Gottes. Die Computer standen verstaubt, wie nutzlose Steine in jedem Haus, und wurden von Vater zu Sohn vererbt. Mit der natürlichen Zerstörung nahm ihre Zahl stetig ab, bis es selten wurde, einen Computer zu finden. Jedes Mal, wenn die Dorfbewohner einen Computer betrachteten, erfüllte sie eine Traurigkeit, die Mitleid mit ihm erweckte. Wie ein Kind, das starb und nie erwachsen wurde. Das unerfüllte Zukunftsgesicht der Menschheit. Ein gebrochenes Versprechen, das vielleicht mehr in ihnen selbst verborgen lag als in dem seltsamen Gegenstand vor ihnen, dessen Zweck nicht mehr bekannt war. Und der Computer blickte zurück auf sie, denn nun erschien der Bildschirm wie ein großes, quadratisches und beängstigendes Auge, undurchsichtig ohne Pupille darin, das aus einer anderen Welt herausblickte, wie das Auge eines riesigen Fisches, der aus der Tiefe ans Land gekommen war - und starb.

Und die Form der Buchstaben auf der Tastatur, über die sie rätselten, das Mysterium ihrer Anordnung, immer in derselben Reihenfolge, die kein einziges Wort bildete, obwohl manche dort Wörter fanden oder Hinweise auf eine alte Geheimsprache. Doch die Weisen warnten die Menschen stets davor, Mitleid mit dem Computer zu haben, denn an dem Tag, an dem der Computer geöffnet würde, würde dies zum Untergang des Menschen führen. Und die ungläubigen Propheten, die Dorfnarren, trugen auf den Plätzen gegenteilige und widerlegte Behauptungen vor, dass man den Computer nicht wirklich aufhalten könne, und in dem Moment, wo der Mensch nicht vorwärts schreite, er nicht stehen bleibe, sondern rückwärts gehe. Und sein Schicksal sei in die entgegengesetzte Richtung besiegelt. Aber man vertrieb sie mit Stöcken.

Denn viele von ihnen waren die Aussätzigen, und viele der Aussätzigen waren von ihnen, denn auch der Aussatz war zurückgekehrt. Die Computer galten nun als Grabsteine, und jede Familie begrub ihre Toten in einer Höhle hinter ihrem Computer, oder Stamm, denn es gab nur noch wenige alte adlige Familien, die privilegierten, in denen noch ein Computer vererbt wurde. Und aus diesen Totenhöhlen kamen kalte Geister der Unterwelt, und nur wenige wagten es jetzt, sich einem Computer zu nähern. Allein seine Erwähnung ließ einen erschaudern.

Eine Zeit der Krankheiten und Seuchen dezimierte die Bevölkerung, und die wenigen und seltenen Computer, die erhalten geblieben waren, wurden zu Zentren von Tempeln, bewacht von Priestern, Ehrfurcht erweckend und daher dem Auge des einfachen Menschen verborgen, und die Pilger brachten ihnen Opfer dar. Schließlich, nach einer Ära von Stammeskriegen und Nomadeneinfällen und der Verbrennung von Siedlungen, blieb ein einziger und letzter Computer im wichtigsten Tempel der Welt. Ein Computer, aus dem man vielleicht das goldene Zeitalter hätte wiederherstellen können und das alte technologische Wissen der Weisen der Vorzeit hätte bergen können. Aber die wilden Stämme brachten ihm Menschenopfer dar.
Kultur und Literatur